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Interview_CB - Schweiz. Riesenschnauzer-Club

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Interview zum Riesenschnauzer mit Cornelia Brücker
Liebe Cornelia

Nebst deiner Arbeit im SRSC als Körmeisterin und Vizepräsidentin kennen dich viele vor allem als Züchterin von schwarzen Riesenschnauzern. In deiner Zuchtstätte «von Arsidi» züchtest du mit deiner Familie seit 15 Jahren und hattest bisher 9 Würfen mit total 70 Welpen. Wenn du an alle die Welpen und alle eure eigenen Riesenschnauzer denkst, was ist für dich die Essenz des Riesenschnauzers?
Der Riesenschnauzer ist eine wirklich imposante Erscheinung, der Stärke und Selbstbewusstsein ausstrahlt, neugierig und offen ist, und sich durch kaum etwas beeindrucken lässt. Er ist ein absolut treuer und anhänglicher Begleiter, der sich stark an der Besitzerin orientiert  und notfalls auch zu verteidigen bereit ist.

Warum habt ihr euren ersten Riesenschnauzer zu euch geholt?
Kurz nachdem unser erster Familienhund, ein Golden Retriever Rüde, verstorben war und wir eigentlich eine Hundepause einlegen wollten, wurde bei uns im gerade neu bezogenen  Zuhause eingebrochen - nachts, als wir daheim waren. Für uns gab es nach diesem Erlebnis  nichts anderes, als so schnell wie möglich wieder einen Hund  bei uns aufzunehmen. Diesmal sollte der Wunsch meines Mannes in Erfüllung gehen, der schon von Anfang an einen Riesenschnauzer gewollt hätte. Trotz meinen anfänglichen Bedenken wegen unserer noch kleinen Kinder (2 und 4), zog 2 Wochen später Aris, ein 10 Wochen alter Rüde aus einer deutschen Kör- und  Leistungszucht bei uns ein. Ein Entscheid, den wir nie bereut haben. Aris war ein unglaublich toller Rüde - und ein guter Wächter ;-)

Warum hattet ihr euch damals entschieden, Riesenschnauzer zu züchten?
Schon als kleines Mädchen war ich ein grosser Hundefan und hatte schliesslich bereits in der Primarschule einen eigenen Hund, einen Cocker Spaniel Rüden. Schon früh beschäftigte ich mich mit all den Hunderassen, deren Eigenschaften, Haltung und Erziehung und hatte den Traum, einmal selbst Hunde  zu züchten. Meinem Mann ging es ähnlich. Nachdem wir 2007 einschneidende und schwierige Monate erlebt hatten, wurden wir uns bewusst, dass Träume gelebt werden müssen und nicht hinausgeschoben werden sollten. So zog dann schon bald die Riesenschnauzerhündin Diva bei  uns ein, die sich mit dem damals 6-jährigen Aris bestens verstand. Inzwischen waren wir grosse Fans der Rasse Riesenschnauzer geworden, ihr unglaublich starker und doch sensibler Charakter faszinierte uns. Da Diva sich ebenfalls als tolle und wesensstarke Hündin erwies und die Körung  problemlos bestand, entschieden wir uns eine Zuchtstätte zu gründen. Obwohl es damals in der Schweiz bereits 14 aktive ZüchterInnen gab, wäre für uns keine andere Rasse in Frage gekommen.

Was sagst du jeweils zu Welpen-InteressentInnen, welche noch nie einen Riesenschnauzer hatten?
Ich halte  nun bereits seit mehr als 20 Jahren Riesenschnauzer, und hatte bisher  5 eigene Riesen und 9 Würfe. Da ist nun einiges an Erfahrung zusammengekommen. Den WelpeninteressentInnen fühle ich natürlich schon etwas auf den Zahn bezüglich Rassekenntnis und Hundeerfahrung generell. Mir ist sehr wichtig, dass unsere Welpen nur bei geeigneten Leuten platziert werden.
 
Ich weise InteressentInnen  deshalb daraufhin, dass es grundsätzlich keine Rasse für AnfängerInnen ist. Der Riese wird sehr gross und stark, ist sehr selbstbewusst, hat einen ausgeprägten Wach-  und Schutztrieb und wird spät erwachsen. Er braucht deshalb von Anfang an eine klare und konsequente Führung, sonst übernimmt er diese selbst und es kann zu unliebsamem Verhalten oder gar heiklen oder gefährlichen Situationen kommen.  Man muss in jeder Lage Chef bleiben können - was insbesondere bei den jungen Hunden im Flegelalter oft auch etwas Körperkraft braucht. Ganz wichtig ist auch die rassegerechte  Beschäftigung,  idealerweise Hundesport. Ich erzähle ihnen ganz offen von Erlebnissen und Vorkommnissen mit Riesenschnauzern, damit sie sich bewusst werden, was für einen Gefährten sie sich da ins Haus holen möchten. Zu guter letzt lasse ich sie aber vor allem auch wissen, dass die Riesen bei der richtigen Führung und Haltung im allgemeinen freundliche und anhängliche Familienhunde sind, wovon sie sich denn auch bei unseren eigenen selbst überzeugen können.

Hast du auch schon Menschen davon abgeraten, einen Riesenschnauzer zu sich zu nehmen? Wenn ja, aus welchen Gründen?
Ja klar, schon mehrfach. Ich merke meist schon bei einem ersten Telefonat oder Welpenbesuch, ob ein Riesenschnauzer zu einer Person oder Familie passt. Die Gründe sind vielfältig. Wenig Kenntnisse der Rasse oder generell wenig Hundekenntnisse, nicht verträgliche andere Hunde im gleichen Haushalt, noch sehr kleine Kinder und wenig Erfahrung mit Hunden, wenig Bereitschaft oder Interesse an Hundesport bzw. rassegerechter Beschäftigung, mangelnde körperliche Fitness oder dass nicht alle Familienmitglieder dahinter stehen etc.  

Bestimmt habt ihr aber trotzdem auch schon einen Riesenschnauzer-Welpen an Menschen abgegeben, welche noch nie einen Riesenschnauzer hatten. Welche Rückmeldungen erhältst du dann im Nachhinein?
Ja, haben wir natürlich schon. Vor allem bei den ersten Würfen, als man unsere Zuchtstätte noch nicht so kannte. Heute sind es überwiegend InteressentInnen, die entweder bereits einen Riesenschnauzer oder eine andere Gebrauchshunderasse hatten. Oft kommt die Rückmeldung, dass es einmalig tolle Hunde seien, aber schon ganz andere Kaliber und viel anspruchsvoller in der Haltung und Erziehung. Es mache Spass, aber sie hätten es unterschätzt.

Gibt es auch Menschen, welche bei euch einen Riesenschnauzer gekauft haben und danach nicht zurande kamen und den Hund wieder abgeben mussten? Wenn ja, aus welchen Gründen?
Der Hund ist ein Lebewesen und keine Sache, die man nach Belieben  wieder zurückgeben kann, wenn sich die ersten Schwierigkeiten abzeichnen. Dies sage ich den WelpenkäuferInnen immer. Und ich betone, dass ich keine Welpen zurücknehme, damit überlegen sie es sich zwei Mal, ob sie wirklich bereit sind für dieses Abenteuer. So kann meist vermieden werden, dass die BesitzerInnen in der Pubertät des Hundes ihrem ersten Impuls folgen und den Hund wieder loswerden wollen. Die kritischen Phasen sind ja oft so mit 8-10  Monaten und dann wieder mit ca. 18 Monaten. Da gibt es schon mal klagende oder gar heulende WelpenkäuferInnen am Telefon, die generell überfordert sind. Mit meinen Tipps  oder allenfalls zusätzlich noch der Unterstützung eines Hundetrainers oder einer Hundetrainerin können die Herausforderungen meistens gemeistert werden.  Sehe ich aber , dass es wirklich nicht geht, dann helfe ich natürlich bei der Umplatzierung, was bisher erst drei Mal vorkam.  
 
Zum Schluss: Was wünscht du dir als Züchterin von deinen Welpen-InteressentInnen?
Dass sie sich unbedingt mit der Rasse Riesenschnauzer eingehend auseinandersetzen, bevor sie sich dafür entscheiden. Auch der SRSC bietet ja jährlich mehrere Veranstaltungen wie Clubschau, Körung, Trainings etc. an. Diese kann  man unverbindlich besuchen und sich ein Bild verschaffen und das Gespräch mit den BesitzerInnen suchen. Auch die Ortsgruppen des SRSC sind eine gute Anlaufstelle.
Ihr hattet nun schon einige Zeit keine Welpen mehr. Wie geht es in Zukunft weiter in eurer Zuchtstätte?
In unserem Haushalt leben die beiden 11- und 13-jährigen  „pensionierten“ Zuchthündinnen Cadice und Beluga. Die 4-jährige Haylie hatte bis anhin einen einzigen Wurf, den sie vorbildlich aufgezogen hat. Leider erweist sich bei ihr der Deckakt als eher schwierig, weshalb es bei den letzten beiden Versuchen  nicht geklappt hat. Wir haben jedoch die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir  ev. im Herbst oder kommenden Frühling nochmals Welpen empfangen dürfen. Umso mehr, als es in der Schweiz ja nur noch ganz wenige ZüchterInnen und  damit immer weniger Welpen gibt, was äusserst schade ist.   
 
Vielen Dank für deine Zeit, Cornelia.

Juni 2024
Sarah von Wartburg
Sekretärin SRSC
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Korrespondenzadresse
Sarah von Wartburg
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